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Zielsetzung, Ergebnisbewertung und Attribution als Motivierungsmassnahme des Programms 'Simple MC-Test offline mit Zielsetzung'

Die Seite 'Simple MC-Test offline mit Zielsetzung' dient zunächst Demonstrationszwecken. Sie soll den Ablauf der Aufgabenbearbeitung in einem eher technischen Sinne verdeutlichen, sowie auf einige Motivierungsmaßnahmen aufmerksam machen. Es ist sicher zu simpel davon auszugehen, hier einfach ein paar Aufgaben zu erstellen und darauf zu hoffen, automatisch würde sich nun eine Motivationsdynamik entwickeln, die letztlich effizientes Lernen nach sich zöge.

Wie bei allen pädagogischen Maßnahmen ist die Effizienz einer Maßnahme an bestimmte Bedingungen geknüpft, wovon einige hier erwähnt werden sollen. Ausserdem soll kurz die Konzeption der Maßnahmen erläutert werden.

Vernünftige Zielsetzung
Es muß den Schülern klar sein, was ein vernünftiges Ziel ist und innerhalb welcher Bandbreiten eine realistische Zielsetzung anzusiedeln ist. Im Programm werden dazu gewisse Vorschläge gemacht, die bereits bestimmte ungünstige Zielstrategien zu verhindern suchen. Die hier vorgeschlagene Zielsetzung Der Schüler muß diese Zielsetzung einerseits als vernünftige Zielstrategie akzeptieren, andererseits aber auch in der Lage sein, die sachlichen Anforderungen der Aufgaben halbwegs realistisch einzuschätzen zu können. Sind diese Bedingungen erfüllt, besteht die Chance, ein angemessenes Anspruchsniveau wählen zu können, für welches man die persönliche Verantwortung übernehmen kann und das dann eine sich anschließende Ergebnisbewertung sinnvoll erscheinen läßt. Diese so begründete Zielorientierung erachte ich jedenfalls für deutlich förderlicher als die Orientierung an irgendwelchen Noten.

Je mehr Erfahrung der Schüler mit ähnlichen Aufgaben hat, desto eher kann er realistische Erwartungen an seine Leistung und seine Leistungsentwicklung aufbauen. Das ist bei gänzlich neuen Aufgaben sehr schwierig und dem Schüler bleibt dann eigentlich gar nichts anderes übrig als sein Leistungsvermögen auf der Basis früherer Übungen irgendwie einzuschätzen. (etwa: "Ich mache im Durchschnitt ungefähr 50% aller Übungsaufgaben in Mathe richtig."). Es leuchtet irgendwie ein, daß derartige Einschätzungen nur bei einer angemessenen Aufgabenschwierigkeit realistisch sein können, was wiederum im Verantwortungsbereich des Lehrers liegt.

Es ist nicht auszuschließen, dass einige Schüler extrem niedrige Ziele setzen, um den 'Erfolg' abzusichern oder unrealistisch hohe Ziele anstreben, die dann nicht mehr als Mißerfolg interpretiert werden können, da sie praktisch unerreichbar sind. Der Lehrer muß folglich darauf hinarbeiten, daß die Schüler eine angemessene Zielsetzung verwenden und dieses Thema möglicherweise vor der Übung zumindest thematisieren.

Zielanalyse durchführen
Der Schüler muß das Leistungsergebnis mit der Zielsetzung vergleichen und diesen Vergleich als Erfolg (= mindestens Zielerreichung) oder Mißerfolg (Ziel nicht erreicht) erleben. Über einen Erfolg sollte er sich freuen. Ein Mißerfolg sollte ihn im positiven Sinne ärgern. Derartige Affekte sind nur bei angemessener Zielsetzung zu erwarten, die mit einer gewissen Verbindlichkeit getroffen wurde. Die leistungsthematische Betrachtung der Übung sollte aber nicht überhand nehmen, sondern von einem sachorientierten Interesse flankiert sein, die gemachten Fehler zu verbessern um sie in Zukunft zu vermeiden. Die Zielanalyse soll bewirken, daß der Schüler die Verantwortung für seine Tätigkeit übernimmt und so die Selbstbewertung stärken.
Attributionen des Leistungsergebnisses
Attributionen sind Zuschreibungen für Leistungsergebnisse, die nur bedingt etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. Ihre Funktion liegt darin, in einem gewissen Unsicherheitsbereich Orientierungshilfen anbieten, die es pädagogisch zu nutzen gilt. Sie sind hier mit der Intention so gewählt worden, daß im Endeffekt günstige Motivierungseffekte im Sinne einer Steigerung der Lernmotivation und einer Erhöhung der Selbstwirksamkeit zu erwarten sind. Dadurch sollte folgende Einstellung gefördert werden. "Wenn ich mich anstrenge, gelingt der Erfolg, weil ich über die hinreichende Fähigkeit verfüge. Der gelegentlich unvermeidliche Mißerfolg ist überwindbar, wenn ich mich noch mehr ins Zeug lege. Ich kann also letztlich mein Leistungsergebnis in positive Richtung beeinflussen."
Natürlich verbleiben hier ernsthafte Zweifel, ob derart automatisierte Zuschreibungen glaubhaft vermittelt werden können. Das Programm kann die Realitätsnähe der vorgeschlagenen Ergebnisursache in keinster Weise kontrollieren und macht deshalb ja auch nur ein Interpretationsangebot. Bei unangemessener Zielsetzung sind die Zuschreibungen eher kontraproduktiv. [z.B.: Unrealistisch hohe Ziele sind auch bei größter Anstrengung nicht zu erreichen]. Ich kann mir lebhaft vorstellen, daß einzelne Schüler sich einen Spaß daraus machen, mehrmals auf das Button "Möglicher Grund"  zu klicken, um zu sehen, welchen Spruch der Computer jetzt noch drauf hat. Vielleicht aber wird manch misserfolgsorientierter Schüler dabei auch darauf hingewiesen, wie man die Ergebnisse seines Handeln auch erfolgsorientierter interpretieren kann.
Übungsserien als Motivierungsarrangement
Das Programm läßt sich besser für Motivierungsmaßnahmen nutzen, wenn man Übungsserien mit annähernd parallelen Aufgaben verwendet, wobei man dann die Hypothese riskieren könnte, dass die Schüler zunehmend Fortschritte machen, weil sie während der Aufgabenbearbeitung etwas dazu lernen. Hierdurch würde für den Schüler auch die zunehmende Zielerreichung an das Lehrziel transparent und auf dem Wege dorthin könnte er sein Ziel entsprechend den gemachten Fortschritten anpassen.
Schlußbemerkung
Das Programm thematisiert motivationsrelevante Faktoren und läßt einige Abläufe exemplarisch durchspielen. So betrachtet konkretisiert es eine pädagogische Maßnahme und kann etwa im Rahmen der Lehrerausbildung zu Demonstrationszwecken genutzt werden. Weil es so konkret ist, ist es auch leicht kritisierbar, was ein unbestreitbarer Vorteil darstellt. Unter günstigen Bedingungen könnte das Programm auch in der Schule zum Einsatz kommen und insbesondere für stark misserfolgsorientierte Schüler vielleicht einige positive Auswirkungen zeigen.

weitere Anregungen und Literatur zum Thema:


created 3.4.2000; last update 24.10.2000; Bernhard Jacobs, b.jacobs@mx.uni-saarland.de