Wird ein Kind mit eine Testverfahren untersucht und werden aufgrund dieser Untersuchungen zum Beispiel in einem Befund oder Gutachten Aussagen über die entsprechende Merkmalsausprägung (Intelligenz, Aggressivität, ...) getroffen, so muss dabei auf das dem Testverfahren zugrundeliegende hypothetisches Konstrukt Bezug genommen werden.
Der CFT 1 ist ein Verfahren zur Messung der Grundintelligenz, das heißt der Fähigkeit eines Kindes, in neuartigen Situationen anhand von sprachfreiem, figuralem Material, Denkprobleme zu erfassen, Beziehungen herzustellen, Regeln zu erkennen, Merkmale zu identifizieren und rasch wahrzunehmen.
Der progressive Matrizentest nach RAVEN prüft in erster Linie das Erfassen abstrakter Muster, das Herstellen von Beziehungen zwischen Einzelelementen geometrischer Figuren und die Fähigkeit zum systematischen Denken.
Der HAWIK III ist ein verfahren zur Messung der allgemeinen Intelligenz, die bestimmt ist als die Fähigkeit, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich wirkungsvoll mit der Umwelt auseinander zu setzen. Er untergliedert sich in einen sprach- und handlungsbezogenen Teil.
Die bloße Aussage, dass sich ein Kind in der Untersuchung mit einem Intelligenztest zum Beispiel als unterdurchschnittlich intelligent erwiesen habe, ist eine leere und damit sinnlose Aussage, da es im Zusammenhang mit der Testpsychologie die Intelligenz schlechthin nicht gibt, sondern nur unterschiedliche theoretische Modellvorstellungen über Intelligenz. Jedem Testverfahren liegt eine solche spezifische Theorie zugrunde und jeder Intelligenztest erfasst somit auch eine spezifische Intelligenzleistung, die ausdrücklich benannt werden muss, soll das Testergebnis pädagogisch oder therapeutisch fruchtbar werden.
Aus diesem Grund beginnt jeder testpsychologische Befund zunächst mit einer kurzen Beschreibung des verwendeten Testverfahrens, wodurch dem Leser eine Erläuterung der dem Verfahren zugrundeliegenden Theorie geliefert wird. Nur in Verbindung damit ist ein Testergebnis versteh- und interpretierbar.
Musterbefunde für verschiedene Intelligenztests:
In diesem Verfahren errechnet sich für Hans ein Gesamt-IQ von 84. Da der Test mit einer gewissen Ungenauigkeit misst, liegt der wahre Wert zwischen 74 und 94 IQ-Punkten. Dies entspricht einer niedrigen Intelligenzleistung. Etwa 86 Prozent der Gleichaltrigen schneiden in diesem Verfahren besser ab.
Bei Aufgaben, die vorwiegend die Wahrnehmungsgeschwindigkeit und den Wahrnehmungsumfang erfassen, erzielt Hans mit einem IQ von 90 ein noch durchschnittliches Ergebnis.
Wird durch die Aufgabenstellung mehr die grundlegende Denkfähigkeit, das heißt beziehungsstiftendes Denken, Erkennen von Regelhaftigkeiten und Gesetzmäßigkeiten untersucht, erreicht Hans einen IQ von 83, was als eine unterdurchschnittliche Intelligenzleistung zu interpretieren ist.
Oder:
Der progressive Matrizentest nach RAVEN erfasst die sprachfreie intellektuelle Fähigkeit, besonders das Beobachtungsvermögen und das schlussfolgernde Denken bei fortschreitend schwieriger werdenden Aufgaben.
In diesem Verfahren erreichte Hans mit einem IQ von 95 ein altersgemäßes Ergebnis. Da der test mit einer gewissen Ungenauigkeit misst, liegt der wahre Wert ... .
Hans erreicht in diesem Verfahren eine Gesamt-IQ von 74. Da der test mit einer gewissen Ungenauigkeit misst, liegt der wahre Wert zwischen 64 und 84 IQ-Punkten. Dies entspricht einer deutlich unterdurchschnittlichen Intelligenzleistung. Etwa 97 Prozent der Gleichaltrigen erbringen in diesem Verfahren bessere Leistungen.
Im Verbalteil, der mehr sprachliche Fähigkeiten erfasst ergibt sich für Hans mit einem IQ von 84 ebenfalls nicht mehr durchschnittliches Ergebnis. Nicht altersgemäß entwickelt sind speziell die Breite des Allgemeinwissens und die Aufgeschlossenheit gegenüber der Umwelt (Subtest AW), die Fähigkeit, aus Erfahrung zu lernen und in Ursache-Wirkungszusammenhängen zu denken (Subtest AV) sowie die Fähigkeit, numerische Operationen leichter Art im Kopf durchzuführen (Subtest RD).
Im Handlungsteil, der sich mit der praktisch-handlungsbezogenen Intelligenz befasst, erreicht Hans einen IQ von 69. Dies entspricht einer deutlichen niedrigen Intelligenzleistung. Besonders gering entwickelt ist die allgemeine psychomotorische Geschwindigkeit, die visuellmotorische Koordination und das Konzentrationsvermögen bei Routineaufgaben (Subtest ZS), die Fähigkeit, bekannte Formen, Gegenstände und Figuren zu erkennen und dabei wesentliche Details von unwesentlichen zu unterscheiden (Subtest BE), die Fähigkeit, ...